Imperialismus

Seit Carthago hat die abendländische Menschheit keine Irrlehre mehr gekannt, die blutigere Opfer und schmählichere Sacrificia intellectus verlangt und erhalten hat als die imperialistische Irrlehre. Dies war kaum vorauszusehen, als sie noch im Lammsgewand den neuen Fetisch der allzu Reichen, den Profit, predigte oder als sie noch an den Fetisch der allzu Armen, das Glück, appellierte.
(…) Seite an Seite mit dem Kapital zogen aus industriell entwickelten Ländern die Goldgräber, die Abenteurer, der Mob der großen Städte in den dunklen Erdteil. Von nun an begleitete der Mob, erzeugt von der ungeheuren Akkumulation des Kapitals im neunzehnten Jahrhundert, seinen Erzeuger auf allen seinen abenteuerlichen Entdeckungsreisen, bei denen es nichts zu entdecken gab als profitable Anlagemöglichkeiten. (…)
Am Anfang aller konsequent imperialistischen Politik steht dies Bündnis zwischen Kapital und Mob.

Hannah Arendt